Schnell ankommen, sofort liefern – 100 Tage im Interim Management

Ein persönlicher Einblick in die Welt des Interim Managements mit Michael Stolle

Neues Umfeld, hohe Erwartungen, wenig Zeit – genau das erlebe ich als Interim-Manager immer wieder. Wenn du als Führungskraft auf Zeit in ein Unternehmen kommst, tickt die Uhr ab Tag 1. Kein ausgedehntes Onboarding, stattdessen musst du sofort liefern.

In meinen letzten Projekten, z.B. als Interim-Einkaufsleiter in einer Großbäckerei oder als Programm-Manager bei einem Payment-Dienstleister, blieben mir oft nur rund 100 Tage, um wichtige Weichen zu stellen. In dieser intensiven Zeit habe ich fünf Dinge gelernt:

1. Branchenfremd? Lerne im Schnelldurchlauf.

In der Bäckerei-Branche kannte ich mich anfangs kaum aus. Doch ich habe sofort intensive Marktanalysen betrieben und meinen erfahrenen Mitarbeitern die richtigen Fragen gestellt. So konnte ich mich innerhalb weniger Wochen in Themen vom Mehlmarkt bis zur Verpackungslogistik einarbeiten. Mein Fazit: Du musst nicht alles wissen – aber du musst bereit sein, schnell zu lernen und auch „dumme“ Fragen zu stellen.

2. Vertrauen aufbauen – vom ersten Tag an.

100 Tage interim

Als Externer hast du keinen Vertrauensvorschuss. Ich habe daher sofort das Gespräch mit dem bestehenden Team gesucht, ihre Expertise anerkannt und gemeinsam mit ihnen Quick Wins identifiziert. Diese frühen Erfolge – etwa eine kleine Prozessverbesserung – haben gezeigt, dass wir im selben Boot sitzen. So entsteht Vertrauen und das Team zieht mit, selbst wenn du „nur auf Zeit“ da bist.

3. Hands-on Probleme lösen.

In einer Übergangsphase zählen Ergebnisse mehr als perfekte Theorien. Bei der Großbäckerei hieß das: Ärmel hochkrempeln – von der Neuverhandlung von Lieferantenverträgen bis zur schnellen Beschaffung knapper Rohstoffe habe ich alles selbst angepackt. Diese pragmatische Herangehensweise hat nicht nur akute Engpässe beseitigt, sondern mir auch Respekt im Team verschafft. Interim-Manager müssen Macher sein.

4. In Krisen kühlen Kopf bewahren.

Interim-Mandate passieren oft, wenn es brennt. Globale Lieferengpässe, unerwartete Personalwechsel oder regulatorische Hürden – ich habe gelernt, selbst im Chaos ruhig und strukturiert zu handeln. Bei einem FinTech-Projekt standen wir z.B. vor der Entscheidung, einen eigenen Status als Zahlungsinstitut zu erlangen oder mit Partnern zu arbeiten. Statt in Aktionismus zu verfallen, habe ich Daten und Prozesse analysiert, Optionen abgewogen und dann einen klaren Fahrplan entwickelt. Ruhe und Systematik schlagen Hektik.

5. Nachhaltige Veränderungen anstoßen.

Auch wenn man nur für begrenzte Zeit da ist, sollte man nachhaltig denken. In meinem aktuellen Projekt bei einem Solartechnik-Hersteller habe ich z.B. neue digitale Planungstools eingeführt, um die Materialversorgung langfristig zu sichern. Mein Prinzip: Mach dich am Ende entbehrlich, indem du dem Unternehmen Strukturen hinterlässt, die ohne dich funktionieren.

Nach 100 Tagen als Interim-Manager zählt nicht nur, was du persönlich erreicht hast, sondern was das Team und die Organisation dauerhaft davon haben.

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