7Hills Netzwerktreffen in Dortmund – eine Nachlese
Change. Da konnten wir im Vorfeld das das Augenrollen schier hören, als der Begriff fiel. Alles ist irgendwie Change, kaum ein Unternehmen will ihn angehen a.k.a. Leute dafür bezahlen, welche die oft dringend nötigen Veränderungen rechtzeitig initiieren, begleiten und erfolgreich umzusetzen – überhaupt erst für Veränderungsbereitschaft sorgen. Was denn, passt schon, läuft doch. Wenn man dann irgendwann mit dem Rücken zur Wand steht, kam das ganz überraschend. Auf einmal ist da Druck auf dem Kessel wie nix Gutes und kreativer Wandel jetzt echt nicht mehr drin. Dann bleibt nur noch Feuerlöschen und Aussortieren und so garstige Sachen, die wenig Spaß machen und man läuft als Externe:r vor eine Wand aus Angst und Widerstand.
Trotzdem hatten wir Change auf dem Plan. Und der Twist war großartig!
Vertrauen ist lernbar
Da war Andreas Pfeil. „Organisationen enkelfähig machen“ ist sein Motto. Organisationsentwickler und Kulturwandler. Außerdem Dozent mit Herzblut. Die Präsentation von ihm war fühlbar. Bei ihm ging es natürlich um die Unternehmenskultur – aber nicht nur auf dem Papier. Andreas lässt die Menschen im Unternehmen etwas erleben, lässt sie zusammenwachsen. Er nennt das Bootcamps und da führt eine Person eine andere schon mal blind durch den Wald. Vertrauen kann man nicht aus Büchern lernen. Zusammenhalt und gemeinsame Erlebnisse sind unbezahlbar.
Einfach mal die gesamte IT auf dem Kopf stellen - na klar!
Darauf folgte Thomas Vogel. Der hat unser Netzwerk verlassen für eine Firma, auf die er richtig Bock hatte – jetzt ist er kein Freiberufler mehr, sondern Geschäftsführer, unbefristet. Trotzdem kam er uns besuchen und was er zu erzählen hatte, war beeindruckend. Nachdem wir kollektiv erst mal die Köpfe geschüttelt haben, als er uns verriet, was sie dort bei seinem Amtsantritt vorhatten: Die komplette IT-Landschaft umkrempeln nämlich. Zig Systeme, alle auf einmal, einführen. Und das klappte. Warum?
Warum klappt sowas völlig Übertriebenes?
Weil Technik und System die eine Sache sind. Aber eben nicht alles und schon gar nicht Priorität.
Es braucht irgendwas, das die Leute, die Veränderungen leben sollen, anzündet. Das Ding muss brennen, da muss Motivation rein. Am besten mögen sie den Laden, für den sie arbeiten eh schon – das ist bei Thomas der Fall. Und wenn es die nicht hat? Der Tenor aller Beteiligten: Eine Handvoll findet sich immer. Eine Allianz der Willigen. Und die dürfen dann weiter für Flächenbrand sorgen.
Außerdem braucht es Vertrauen. Zusammenarbeit. Die Fähigkeit und die Möglichkeit, ehrlich und genau hinzuschauen, wo man steht und was jetzt möglich ist.
Partizpation. Teilhabe. Identifikation.
Alles in der Theorie nice have? Nein! Entscheidend in der Praxis.
Michael Tischlers Einsichten in eine Kennzahl namens OEE schlugen direkt in die gleiche Kerbe. Da ist nichts statisch, da ist ständig Bewegung drin. Da arbeiten Menschen an den Maschinen. Das schaust du dir nicht einmal an und dann ist gut. Und da steckt viel mehr drin als „so lange läuft die Maschine und so lange nicht“. Da kann man mal auf Schnittstellen schauen, Personalentwicklungsfragen stellen. Und wenn man zusätzlich zu zwei Operations Spezialisten noch mit Martin Klose einen Professor mit Schwerpunkt Finance & Controlling und einen erfahrenen Controller wie Andreas Sting im Raum sitzen hat, wird die Diskussion richtig interessant.
Kontinuität, Transparenz – dafür macht es natürlich Sinn, systemseitig und technisch Hilfsmittel einzusetzen. Ein übersichtliches Dashboard hilft beim Steuern. Die Eingangsdaten ordentlich gepflegt ist Voraussetzung.
So ein nützliches System bekommt man auch bei Intervista. Davon hat uns Matthias Stauch eindrücklich erzählt. Ein System ist wie ein Haus und jedes Unternehmen hat seine ganz eigene DNA, die sich darin widerspiegelt, wenn sein Unternehmen diese Systeme designt.
Change ist kein Sprint. Change ist auch kein Marathon. Change ist immer.
Und Change ist zyklisch. Gerade nach großen HauRuck-Aktionen, wie im Projekt von Thomas Vogel. Da kann man nicht gleich zum nächsten aufbrechen. Man hat hart trainiert, ist zum Wettkampf angetreten, hat es geschafft und ordentlich gefeiert. Jetzt erst mal Tempo rausnehmen. Einruckeln. Reflektieren. Muskelkater und Verletzungen auskurieren – sprich: jetzt in der Alltagspraxis auftauchende Bugs fixen. Mit neuen Systemen ändern sich Prozesse, ändern sich Strukturen.
Change braucht Ressourcen. Change braucht Kreativität. Change ist Unternehmenskultur. Und wenn sie nicht gelebt ist, dann wird’s unangenehm, starr und irgendwann bricht was. Oder man übertüncht mit schicken Farben, was längst schon bröckelt – und auch das fliegt einem irgendwann um die Ohren.
Ich könnte noch so viel mehr schreiben, weil noch so viel mehr tolle Beiträge dabei waren. Von Martin Klose und Maksim Samardzic zum Beispiel.
Aber das ist, was mir am meisten hängen bliebt. Weil es sich auch so wunderbar und voneinander unabhängig ineinander fügte.
Nicht erst, wenn es weh tut
Change ist allgegenwärtig und immer da. Schade, dass sich so viele Unternehmen erst dann bewegen, wenn es weh tut oder gar nichts mehr geht. Könnte doch eine entsprechend gelebte Organisation so viel mehr selbst und aus sich heraus bewegen, selbst gestalten. Dafür braucht es ein Bewusstsein, eine gesunde Haltung der Organisation zu Veränderung, Lust auf Gestaltung, keine Angst vor Fehlern. Das alles ist lernbar. Und ein echter Wettbewerbsvorteil. Weil beweglich.
Best Practise haben wir gehört, echte Erfahrungsberichte aus laufenden und abgeschlossenen Projekten.
Vielen Dank an euch alle, die ihr dabei wart!
Unser Netzwerk mag klein erscheinen. Aber da sind echt Größen, die unglaublich viel zu teilen haben – und das tun sie auch.
Vielen, vielen Dank! Und bis die Tage 😉
Barbara
